Heinrich Funke (1867 – 1936)
Vom Förster zum Ortsvorsteher
Karl Friedrich Heinrich Funke wurde am 21. September 1867 in Trebbin als Sohn des Gastwirtehepaares Friedrich Karl Heinrich und Johanna Karoline Emilie Funke aus Trebbin geboren. Nach Schul- und Militärzeit besuchte er die Forstschule in Groß-Schönebeck. Am 1. April 1895 trat er seinen Dienst als Privatförster der Herren Georg und Dietloff von Hake, auf dem Gut Klein-Machnow an. Zwei Monate später zog er mit seiner jungen Frau Bertha, geb. Hoffmann, in das idyllisch gelegene Kleinmachnower Forsthaus ein. Seine Hochzeit hatte er zuvor am 18. Mai 1895 in Lübben, dem Wohnort der Schwiegereltern, gefeiert.
Als mit Wirkung vom 1. April 1920 der Gutsbezirk aufgelöst und in die Landgemeinde Kleinmachnow umgewandelt wurde, wählten die Gemeindevertreter einstimmig den bisherigen Gutsvorsteher und Förster Heinrich Funke zum Gemeindevorsteher. In den Wahlen 1924 und 1928 wurde er im Amt bestätigt.
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Adolf Sommerfeld (1886 – 1964)
Pragmatiker, Visionär und Verfolgter
Adolf Sommerfeld wurde am 4. Mai 1886 in Kolmar in der Provinz Posen geboren. Nach einer Zimmermannslehre schuf er einen Baukonzern in Berlin, in dem er mehrere Bau- und Terraingesellschaften unter dem Dach der AHAG-Sommerfeld zu einem Unternehmensverbund zusammenschloss.
1927 erwarb Sommerfeld in Kleinmachnow 100 Hektar vom Großgrundbesitzer Dietloff von Hake. Er begann 1932 im Bauabschnitt am Düppelpfuhl mit 150 Häusern. Mit der Siedlungsgesellschaft mbH Kleinmachnow, deren alleiniger Anteilseigner er zuletzt war, vermarktete Sommerfeld den neuen Ortsteil. Bereits ab dem Frühjahr 1933 wurde Adolf Sommerfeld von den Nationalsozialisten in Deutschland verfolgt: als jüdischer Bürger, als Sozialdemokrat und als Freund und Anhänger der kulturellen Moderne. Sommerfeld wurde bedroht und verfemt, er musste ins Ausland fliehen.Die Siedlung wurde unter neuer Führung bis 1938 vollendet und sogar als vorbildliche deutsche Kolonie von den Nationalsozialisten gefeiert.
Adolf Sommerfeld - Leben und Wirken
Der Berliner Baumeister, Unternehmer und Stadtentwickler gehört damit zu einer Generation, die gleich mehrere historische Krisen und Brüche erlebte. Immer wieder gelang es Sommerfeld jedoch, solche Krisen in besondere Erfolgsgeschichten zu verwandeln; wichtige Voraussetzungen dafür waren: die ihm eigene Mischung aus fachlicher Kompetenz, Mut und ausgeprägtem Pragmatismus – sowie Phantasie, Kreativität und immer wieder neue Ideen.Im Jahr 1900 kam Sommerfeld mit gerade 14 Jahren allein nach Berlin, um das Zimmermannshandwerk zu erlernen. In den folgenden Jahren arbeitete er als Polier auf großen Baustellen in der wachsenden Großstadt Berlin – und absolvierte zugleich die Baugewerkeschule in Rixdorf. Dort, in der bald darauf in Neukölln umbenannten Nachbarstadt Berlins, gründete er 1910 die erste eigene Baufirma, die „Adolf Sommerfeld Bauausführungen“, mit der er im dichten Zentrum Berlins Geschäftshäuser, Synagogen und einen Teil des Kaufhauses Wertheim am Leipziger Platz errichtete.
Während des Ersten Weltkriegs kam das Bauen nahezu zum Erliegen: lediglich preiswerte, schnell montierbare Ingenieurbauten waren gefragt. Der Zimmermann und Baumeister Sommerfeld entwickelte große, weit gespannte Flugzeughallen in einfacher Holzkonstruktion. In der allgemeinen Not sicherten die konstruktiv kreativen Produkte dem jungen Unternehmer sowohl hohe Anerkennung als auch ersten wirtschaftlichen Erfolg. Auf dieser Basis konnte Sommerfeld Anfang der 1920er Jahre große Flächen Bauerwartungsland in Zehlendorf zu günstigen Preisen erwerben. Erneut waren dann Mut, Pragmatismus und eine größere Vision erforderlich, um in den folgenden Jahren aus zwei Millionen Quadratmetern Kiefernwald am südwestlichen Rand der Stadt ein Wohngebiet für viele Tausend Menschen zu machen.
Wohnungsmangel war das große Thema dieser Zeit. Gesunde, lichte, naturnahe Wohnungen für möglichst viele zu schaffen, das war das große Ziel; und Adolf Sommerfeld wollte tatkräftig daran mitarbeiten. Zuerst entwickelte er in seinen Holz verarbeitenden Betrieben östlich von Berlin preiswerte und qualitätvolle Wohnbauten. Von Anfang an suchte er die Zusammenarbeit mit besonders guten und innovativen Architekten: er baute mit Erich Mendelsohn, Richard Neutra, Fred Forbat, Otto Rudolf Salvisberg und vielen anderen. Mit Walter Gropius, der 1919 das Bauhaus in Weimar gründete, verband ihn eine besonders enge professionelle und freundschaftliche Beziehung.
Ab Mitte der 1920er Jahre nahm Sommerfeld Kontakt mit den großen gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften, vor allem der GEHAG und der GAGFAH, auf. Zusammen mit den Stadtbauräten Martin Wagner und Ernst Reuter entwickelte er den neuen Stadtteil Zehlendorf-Nord als großes kommunales Stadtentwicklungsprojekt. Die Planung der Schnellbahnerschließung und eines U-Bahnhofs, der sowohl Haltepunkt wie auch zentrales Versorgungs-, Kultur- und Dienstleistungszentrum dieses modernen neuen Wohngebiets werden sollte, gingen dem Bau der Wohnhäuser voraus.
Bürgerhaussiedlung in Kleinmachnow
Ab 1927 erwarb Adolf Sommerfeld ein etwa hundert Hektar großes Gelände in Kleinmachnow: die in Zehlendorf erprobte städtebauliche Gesamtplanung sollte hier weitergeführt werden: Sommerfeld wollte die U-Bahnlinie über den Mexikoplatz durch Kleinmachnow hindurch bis an den Teltowkanal führen, eine Wohnsiedlung sollte nach dem Vorbild der von Walter Gropius mit dem Bauhaus entwickelten hochmodernen Siedlung Dessau Törten gestartet werden.
Diese Pläne vereitelte 1929/30 die Weltwirtschaftskrise. In Kleinmachnow musste eine ganz andere Lösung gefunden werden: mit der Rückkehr zu manueller Bauarbeit, im Wesentlichen privat finanziert und bestimmt zum privaten Erwerb durch die Endnutzer. Der Geschmack des Publikums wurde zum wesentlichen Gestaltungskriterium, und die Bürgerhaussiedlung traf ihn zielgenau. Die erschwinglichen und weitgehend an individuelle Wünsche anpassbaren Einfamilienhäuser fanden reißenden Absatz und prägten ein neues Leitbild für suburbanes Wohnen, das bis heute fortwirkt.
Für ihn und seine Familie folgten schwierige Jahre im Exil: in Frankreich, in Palästina, und in England. Anfang der 1950er Jahre kehrte Sommerfeld zurück, vorsichtig, und nur zeitweilig: Er lebte als Engländer in der Schweiz, und er musste um die Rückgabe seiner Firmen und seines Besitzes in Deutschland hart kämpfen. Alle schweren und leidvollen Erfahrungen der Bedrohung, Vertreibung und Ausgrenzung konnten aber seine Verbundenheit mit Berlin nicht zerstören: Am 4. Mai 1961 feierte Andrew Sommerfield seinen 75. Geburtstag im benachbarten Zehlendorf im Lokal „Onkel-Toms-Hütte“ – gegenüber dem gleichnamigen U-Bahnhof mit der von ihm entwickelten Ladenstraße.
Dazu wurde der praktische Leitspruch Sommerfelds vorgetragen:
„Vorwärts den Schritt, Lot in die Mitt’,
Axt scharf ins Holz, Sommerfeld’s Stolz.“
Ein enger Freund und Kollege kommentierte sinngemäß:
Vorwärts den Schritt: Der Baumeister Sommerfeld war immer darauf aus, fortschrittlich zu sein im Bauen und in seinem ganzen Wesen, nie stillstehend, allem Neuen aufgeschlossen, zum Nutzen des Bauens.
Lot in die Mitt’: Ein Wahrzeichen dafür, dass alles war wie es sein soll, senkrecht oder aufrecht steht.
Axt scharf ins Holz: Sowohl bei der Arbeit, wo kräftig zugepackt wird, er selbst kräftig zupackt und es von anderen verlangt, und scharf auch im Wesen oder in der Rede, wenn es denn sein muss.
Mit diesem Leitspruch wurde Adolf Sommerfeld/Andrew Sommerfield auch zu seinem 125. Geburtstag am 4. Mai 2011 in Kleinmachnow geehrt.
von Celina Kress
Celina Kress ist Autorin des Buches 'Adolf Sommerfeld /Andrew Sommerfield, Bauen für Berlin 1910 - 1970'. Gemeinsam mit Nicola Bröcker veröffentlichte sie das Buch 'Südwestlich siedeln, Kleinmachnow bei Berlin - Von der Villenkolonie zur Bürgerhaussiedlung' (beide erschienen im Lukas-Verlag)
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